Der Weg zum radiologischen Leuchtturm: Wie wir die Zukunft unseres Fachs sichern

Heute fassen wir die zentralen Erkenntnisse zusammen und zeigen konkrete Schritte auf, wie radiologische Abteilungen zu "Leuchttürmen der Lehre" werden können – und damit die Zukunft unseres Fachs aktiv gestalten.

LEHRE & WEITERBILDUNGZUKUNFT DER RADIOLOGIE

Prof. Dr. med. Bettina Baeßler

5/13/20259 min read

silhouette of lighthouse near body of water during sunset
silhouette of lighthouse near body of water during sunset

"Wie werden wir aus der radiologischen Lehre wieder einen Leuchtturm machen, der Studierende anzieht statt abstößt?"

Diese Frage stellte mir kürzlich ein besorgter Lehrstuhlinhaber für Radiologie. Sie fasst treffend die Herausforderung zusammen, vor der unser Fach steht: In Zeiten zunehmender Marginalisierung in der medizinischen Ausbildung müssen wir wieder sichtbar werden – nicht durch lautes Klagen, sondern durch strahlende Exzellenz.

Ein Leuchtturm der Lehre zu werden bedeutet, aus der grauen Masse herauszuragen, Orientierung zu bieten und Studierende magnetisch anzuziehen. Es bedeutet, unser Fach so zu präsentieren, dass seine Faszination, seine klinische Relevanz und seine intellektuelle Tiefe unübersehbar werden.

Nach sieben Artikeln voller Analysen und Teilaspekte möchte ich heute den Blick weiten und einen ganzheitlichen Ansatz vorstellen, wie jede radiologische Abteilung diesen Weg zum Leuchtturm gehen kann – strukturiert in einem 10-Punkte-Plan für die radiologische Lehre der Zukunft.

1. Die eigenen Stärken erkennen und betonen

Der erste und vielleicht wichtigste Schritt auf dem Weg zum Leuchtturm liegt in der Selbsterkenntnis: Jede radiologische Abteilung hat einzigartige Stärken, Expertisen und Schwerpunkte. Diese gilt es, bewusst zu identifizieren und strategisch in der Lehre zu betonen.

Vielleicht liegt Ihre Expertise in der kardialen Bildgebung? Oder in der Neuroradiologie? In der Interventionellen Radiologie oder der Onkologischen Bildgebung? Was auch immer es ist – machen Sie es zum Herzstück Ihrer Lehrstrategie.

Konkrete Maßnahmen:

  • Workshop mit allen Lehrenden zur Identifikation der Abteilungsstärken

  • Abstimmung mit klinischen Partnern über lokale Besonderheiten und Schwerpunkte

  • Entwicklung eines "Signature Teaching Program" zu Ihrem Spezialgebiet

  • Konsequente Kommunikation dieser Stärken in allen Lehrveranstaltungen

Die Grundidee ist simpel aber wirkungsvoll: Statt zu versuchen, alles gleich gut abzudecken, setzen Sie bewusst Schwerpunkte und schaffen ein unverwechselbares Profil. Kein Student wird sich an die siebzehnte durchschnittliche Vorlesung erinnern – aber an die eine Abteilung, die in ihrem Spezialgebiet brilliert hat.

"Besser in einem Bereich außergewöhnlich sein als in allen mittelmäßig."

2. Hybride Lehrkonzepte als Standard etablieren

Die Zukunft der radiologischen Lehre ist hybrid – diese Erkenntnis sollte nach unserer Artikelserie klar sein. Nicht als Notlösung oder Kompromiss, sondern als überlegenes didaktisches Konzept, das die Stärken verschiedener Formate intelligent kombiniert.

Die zentrale Frage lautet nicht mehr "digital oder präsent?", sondern "welcher Lerninhalt funktioniert in welchem Format am besten?". Die Antwort erfordert eine differenzierte Betrachtung:

Für digitale Formate besonders geeignet:

  • Grundlagenvermittlung und systematisches Basiswissen

  • Standardisierte Befundungstrainings mit hoher Fallzahl

  • Selbsttests und Überprüfung des eigenen Lernfortschritts

  • Strukturierte Einführungen in methodische Ansätze

Für Präsenzformate besonders geeignet:

  • Komplexe Falldiskussionen und klinisch-radiologische Integration

  • Spezielle Expertenschwerpunkte und Forschungsthemen

  • Interaktive Workshops mit direktem Feedback

  • Mentoring und persönliche Entwicklungsgespräche

Die konsequente Umsetzung dieses hybriden Ansatzes erfordert Mut zur Veränderung und klare Zuständigkeiten. Eine dedizierte Arbeitsgruppe "Hybride Lehre" kann hier wertvolle Dienste leisten.

3. Aktives Lernen konsequent implementieren

Wie im sechsten Teil unserer Serie ausführlich dargelegt, ist aktives Lernen der Schlüssel zu nachhaltigem Lernerfolg in der Radiologie. Der Weg vom passiven Konsumenten zum aktiven Teilnehmer muss konsequent in allen Lehrformaten verankert werden.

Praktische Umsetzungsmöglichkeiten:

  • Interaktive Befundungssessions statt reiner Fallpräsentationen

  • Problembasierte Lerngruppen zu radiologischen Differentialdiagnosen

  • Peer-Teaching-Formate, in denen Studierende sich gegenseitig Fälle präsentieren

  • Simulierte klinisch-radiologische Konferenzen mit Rollenspielen

  • Digitale Annotation radiologischer Bilder durch die Studierenden selbst

Besonders wichtig: Diese aktiven Elemente sollten nicht als optionale "Zusatzangebote" gestaltet werden, sondern als integraler, verpflichtender Bestandteil des Curriculums. Nur so entfalten sie ihre volle Wirkung.

Ein radiologischer Leuchtturm zeichnet sich dadurch aus, dass er Studierende nicht zu Zuschauern, sondern zu Protagonisten macht – und ihnen damit ein tieferes, nachhaltigeres Lernerlebnis ermöglicht.

4. Die klinische Relevanz in den Mittelpunkt stellen

Ein häufiger Fehler in der radiologischen Lehre ist die isolierte Betrachtung von Bildern, losgelöst vom klinischen Kontext. Doch genau dieser Kontext ist es, der Radiologie für Studierende relevant und faszinierend macht.

Der Weg zum Leuchtturm führt daher unbedingt über die konsequente Integration des klinischen Kontextes in jede radiologische Lehrveranstaltung:

  • Jeder Fall beginnt mit der Patientengeschichte und klinischen Fragestellung

  • Differentialdiagnostische Überlegungen werden immer aus klinischer Perspektive diskutiert

  • Die therapeutischen Konsequenzen radiologischer Befunde werden explizit thematisiert

  • Interdisziplinäre Lehrformate mit klinischen Fächern werden aktiv gefördert

Besonders wirkungsvoll sind "Follow-up"-Diskussionen, in denen der weitere klinische Verlauf nach der Bildgebung verfolgt wird. Dies verdeutlicht die zentrale Rolle der Radiologie im diagnostischen und therapeutischen Prozess und wirkt dem Bild eines isolierten "Bilderproduzenten" entgegen.

Wenn Studierende verstehen, wie radiologische Befunde direkt klinische Entscheidungen beeinflussen und Patientenschicksale verändern, wird unser Fach von einer technischen Disziplin zu einem integralen Teil der klinischen Medizin – genau das, was es in Wirklichkeit ist.

5. Strukturierte Befundung als didaktisches Prinzip

Ein zentrales Element radiologischer Kompetenz ist die Fähigkeit zur strukturierten, systematischen Befundung. Doch paradoxerweise wird genau diese Kernkompetenz in der Lehre oft vernachlässigt oder als implizites Wissen vorausgesetzt, das Studierende entweder irgendwie "aufschnappen" sollen oder dass ihnen bewusst vorenthalten wird (da dies ja dem Radiologen vorbehalten sei).

Ein radiologischer Leuchtturm macht die strukturierte Befundung zum expliziten didaktischen Prinzip:

  • Klare Befundungsschemata werden von Anfang an vermittelt und konsequent angewendet

  • Die Systematik der Bildanalyse wird transparent gemacht und geübt

  • Studierende erhalten strukturierte Templates für ihre eigenen Befundungsversuche

  • Feedback fokussiert nicht nur auf das Ergebnis, sondern auf den Prozess der Befundung

Die strukturierte Befundung bietet mehrfachen didaktischen Mehrwert: Sie gibt Anfängern Orientierung, reduziert die kognitive Belastung und erhöht die Vollständigkeit und Präzision der Befunde. Zudem ist sie ein ideales Bindeglied zwischen Theorie und Praxis – sie macht radiologisches Denken explizit und damit lernbar.

Ein besonders effektiver Ansatz ist das "Cognitive Apprenticeship"-Modell, bei dem erfahrene Radiologen ihre Gedankenprozesse während der Befundung verbalisieren und schrittweise die Verantwortung an die Lernenden übertragen.

6. Technologie strategisch einsetzen

Als bildbasiertes, hochgradig digitalisiertes Fach sollte die Radiologie eine Vorreiterrolle in der technologiegestützten Lehre einnehmen. Doch Technologie sollte nie zum Selbstzweck werden, sondern immer im Dienst klarer didaktischer Ziele stehen.

Der strategische Einsatz von Technologie umfasst:

  • Authentische Befundungsumgebungen statt statischer Bildpräsentationen

  • Adaptive Lernsysteme, die sich dem individuellen Fortschritt anpassen

  • Kollaborative Plattformen für gemeinsames Lernen und Fallbesprechungen

  • Hochwertige Visualisierungswerkzeuge für komplexe anatomische und pathologische Zusammenhänge

  • Mobile Lösungen für flexibles Lernen unabhängig von Zeit und Ort

Besonders wichtig ist die sorgfältige Auswahl und Integration dieser Technologien in ein kohärentes Gesamtkonzept. Die beste Befundungssoftware bleibt wirkungslos, wenn sie nicht in einen durchdachten didaktischen Rahmen eingebettet ist.

Ein radiologischer Leuchtturm nutzt Technologie nicht, weil sie neu und glänzend ist, sondern weil sie spezifische didaktische Probleme löst und Lernerfahrungen ermöglicht, die anders nicht realisierbar wären.

7. Interdisziplinäre Vernetzung als Chance

Die Querschnittsfunktion der Radiologie, die im curricularen Kontext oft als Schwäche erscheint, kann in der Lehre zu einer besonderen Stärke werden – wenn wir sie bewusst gestalten und nutzen.

Konkrete Ansätze für interdisziplinäre Vernetzung:

  • Co-Teaching mit klinischen Partnern (z.B. Radiologin und Chirurg diskutieren gemeinsam Fälle)

  • Thematische Vernetzung zwischen radiologischen und klinischen Lehrveranstaltungen

  • Gemeinsame Lehrprojekte mit anderen Fächern (z.B. interdisziplinäre Fallkonferenzen)

  • Radiologische Präsenz in klinischen Lehrvisiten und Praktika

Diese Vernetzung hat mehrfachen Nutzen: Sie verdeutlicht die klinische Relevanz radiologischer Bildgebung, schafft persönliche Beziehungen zu anderen Fächern und erhöht die Sichtbarkeit der Radiologie im gesamten Curriculum.

Besonders erfolgversprechend sind dabei langfristige, institutionalisierte Kooperationen, die über das persönliche Engagement einzelner Dozenten hinausgehen und in der Struktur des Curriculums verankert sind.

8. Eine Lehrkultur der Exzellenz etablieren

Ein oft unterschätzter Faktor auf dem Weg zum Leuchtturm ist die interne Lehrkultur einer Abteilung. Exzellente Lehre entsteht nicht durch einzelne Maßnahmen, sondern durch eine grundlegende Haltung, die Lehre als zentrale Aufgabe und strategische Chance begreift.

Elemente einer Lehrkultur der Exzellenz:

  • Explizite Wertschätzung für Lehrengagement durch die Abteilungsleitung

  • Regelmäßiger Austausch über Lehrerfahrungen und -innovationen

  • Konstruktives Feedback zu Lehrveranstaltungen als Normalität

  • Kontinuierliche Weiterbildung in didaktischen Methoden und Techniken

  • Sichtbarkeit nach außen durch Publikationen und Präsentationen zu Lehrinnovationen

Ein radiologischer Leuchtturm zeichnet sich dadurch aus, dass Lehre nicht als lästige Pflicht, sondern als kollektive Kernaufgabe und Chance zur Profilbildung verstanden wird. Diese Haltung prägt alle Ebenen der Abteilung – vom Lehrstuhlinhaber bis zum PJ-Beauftragten.

9. Systematisches Qualitätsmanagement implementieren

Exzellente Lehre ist kein Zufall, sondern das Ergebnis systematischer Qualitätssicherung und kontinuierlicher Verbesserung. Ein radiologischer Leuchtturm zeichnet sich durch ein durchdachtes Qualitätsmanagement aus, das weit über standardisierte Evaluationsbögen hinausgeht.

Kernelemente eines effektiven Lehrqualitätsmanagements:

  • Klare Qualitätskriterien für verschiedene Lehrformate

  • Mehrperspektivische Evaluation (Studierende, Peer-Feedback, Selbstreflexion)

  • Systematische Analyse von Evaluationsergebnissen

  • Transparente Kommunikation von Stärken und Verbesserungspotentialen

  • Geschlossener Feedback-Kreislauf mit nachvollziehbaren Konsequenzen

Besonders wirksam ist die Integration von direktem, qualitativem Feedback – etwa durch regelmäßige Fokusgruppen mit Studierenden oder kollegiale Hospitationen. Diese liefern oft tiefere Einblicke als standardisierte quantitative Bewertungen.

Ein radiologischer Leuchtturm betrachtet Qualitätsmanagement nicht als bürokratische Pflichtübung, sondern als strategisches Instrument zur kontinuierlichen Verbesserung und Profilschärfung.

10. Nachhaltigkeit durch Ressourcenallokation sichern

Alle vorgenannten Punkte bleiben wirkungslos, wenn sie nicht durch eine entsprechende Ressourcenallokation untermauert werden. Die Erfahrung zeigt: Exzellente Lehre ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert bewusste Investitionen – in Zeit, Personal und finanzielle Mittel.

Konkrete Ansätze für nachhaltige Ressourcenallokation:

  • Dedizierte Stellenanteile für Lehrkoordination und -entwicklung

  • Explizites Lehrbudget mit transparenter Verwendung

  • Geschützte Zeiten für Lehrentwicklung und -durchführung

  • Technische Infrastruktur für moderne Lehrformate

  • Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrende

Besonders wichtig ist dabei die langfristige Planungssicherheit: Ein "Leuchtturmprojekt", das nach einer initialen Begeisterungsphase mangels Ressourcen wieder eingestellt wird, hinterlässt mehr Frustration als Nutzen.

"Die Bereitschaft, in Lehre zu investieren, ist letztlich eine Investition in die Zukunft des eigenen Fachs."

Von der Vision zur Realität: Praktische nächste Schritte

Diese zehn Punkte mögen auf den ersten Blick überwältigend wirken. Doch der Weg zum radiologischen Leuchtturm beginnt nicht mit einer kompletten Umgestaltung aller Prozesse, sondern mit konkreten, überschaubaren ersten Schritten:

  1. Strategieworkshop durchführen

    Versammeln Sie alle Lehrenden Ihrer Abteilung zu einem strukturierten Workshop, der den aktuellen Stand analysiert und eine gemeinsame Vision entwickelt.

  2. Leuchtturm-Projekt identifizieren

    Wählen Sie ein überschaubares, aber sichtbares Projekt, das Ihre Abteilungsstärken besonders hervorhebt – z.B. ein innovatives Schwerpunkt-Seminar oder einen digitalen Lernpfad.

  3. Ressourcen sichern

    Stellen Sie sicher, dass für dieses Projekt explizit Ressourcen (Zeit, ggf. Mittel) zugewiesen sind – keine Exzellenz "nebenbei".

  4. Externe Expertise einbeziehen

    Suchen Sie Austausch mit didaktischen Experten, anderen Fachbereichen oder externen Partnern, um frische Perspektiven zu gewinnen.

  5. Evaluation planen

    Entwickeln Sie von Anfang an eine klare Strategie, wie Sie den Erfolg Ihres Projekts messen und dokumentieren werden.

Das Ziel dieses ersten Projekts ist nicht nur inhaltlicher Erfolg, sondern auch der Aufbau von Erfahrung, Motivation und Momentum für weitere Schritte auf dem Weg zum radiologischen Leuchtturm.

Professionelle Unterstützung auf Ihrem Weg

Der Transformationsprozess hin zum radiologischen Leuchtturm kann durch professionelle Begleitung erheblich beschleunigt und erleichtert werden. Hier biete ich zwei konkrete Unterstützungsmöglichkeiten an:

1. Strategische Beratung und Begleitung

Als erfahrene Radiologin, Professorin und Bildungsinnovatorin unterstütze ich radiologische Abteilungen bei ihrer strategischen Neuausrichtung. Meine maßgeschneiderten Beratungspakete umfassen:

  • Moderierte Strategieworkshops für Ihre Lehrabteilung

  • Analyse Ihrer spezifischen Stärken und Verbesserungspotenziale

  • Entwicklung eines individuellen Transformationsplans

  • Begleitung bei der Implementierung innovativer Lehrkonzepte

2. Lernrad Institutslizenzen

Mit einer Institutslizenz für die Lernrad-Plattform erhalten Sie sofortigen Zugang zu einer bewährten Lösung für digitale radiologische Lehre:

  • Hochwertige, interaktive Fallsammlungen für alle radiologischen Teilbereiche

  • Authentische Befundungsumgebung für aktives Lernen

  • Strukturierte Lernpfade mit Experten-Feedback

  • Maßgeschneiderte Integration in Ihr bestehendes Curriculum

Die Erfahrung zeigt, dass die Integration der Lernrad-Plattform nicht nur die Qualität der Lehre steigert, sondern auch wertvolle Zeit Ihrer Lehrenden freisetzt, die sie für ihre spezifische Expertise und persönliche Betreuung nutzen können.

Für weitere Informationen zu Beratungsangeboten oder Institutslizenzen kontaktieren Sie mich gerne direkt über das Kontaktformular.

Die Langzeitperspektive: Strategisches Denken

Über diese unmittelbaren Schritte hinaus erfordert der Weg zum Leuchtturm strategisches Denken in längeren Zeiträumen:

  • 3-Jahres-Perspektive: Wie könnte ein ganzheitliches Lehrkonzept für Ihre Abteilung aussehen?

  • 5-Jahres-Perspektive: Welche Alleinstellungsmerkmale könnten Sie in der radiologischen Lehre entwickeln?

  • 10-Jahres-Perspektive: Wie könnte Ihre Abteilung die Zukunft der radiologischen Lehre mitgestalten?

Dieses langfristige Denken schützt vor kurzatmigen Trends und ermöglicht eine nachhaltige Entwicklung, die über einzelne Projekte hinausgeht.

Der Nutzen für die Zukunft unseres Fachs

Warum sollten wir diesen Weg beschreiten? Warum all die Energie, Zeit und Ressourcen in exzellente Lehre investieren?

Die Antwort ist einfach: Weil die Zukunft unseres Fachs davon abhängt. In einer Zeit, in der die Radiologie als eigenständige Disziplin unter Druck gerät – durch Marginalisierung im Curriculum, durch "Befundungsübernahme" seitens klinischer Fächer, durch KI-gestützte Automatisierung – ist exzellente Lehre unsere wirksamste Verteidigungslinie.

Ein radiologischer Leuchtturm wirkt in mehrfacher Hinsicht:

  • Er begeistert Studierende für die Radiologie als Fachdisziplin

  • Er demonstriert den eigenständigen Wert radiologischer Expertise

  • Er sichert qualifizierten Nachwuchs für Forschung und Klinik

  • Er stärkt die Position des Fachs in der akademischen Landschaft

  • Er rechtfertigt den Ressourceneinsatz für die universitäre Radiologie

Diese Effekte sind nicht unmittelbar monetär quantifizierbar, aber in ihrer langfristigen Bedeutung kaum zu überschätzen.

Ein persönliches Schlusswort

Als ich vor vielen Jahren als frustrierte Medizinstudentin schwor, die radiologische Lehre eines Tages besser zu machen, ahnte ich nicht, welch tiefgreifende Reise ich antreten würde. Von der Neukonzeption des Kölner Curriculums über digitale Innovationen während der Pandemie bis zur Gründung der Lernrad-Plattform – es war ein Weg voller Herausforderungen, aber auch voller Momente tiefer Befriedigung.

Nichts ist befriedigender als zu erleben, wie Studierende, die Radiologie zunächst als langweilig oder unverständlich empfanden, plötzlich die Faszination und klinische Tiefe unseres Fachs entdecken. Nichts ist lohnender als zu sehen, wie aus anfänglicher Verunsicherung vor dem radiologischen Bild allmählich diagnostische Sicherheit und methodische Kompetenz erwachsen.

Diese Momente sind es, die mich motivieren, weiter für exzellente radiologische Lehre zu kämpfen – und die, wie ich hoffe, auch Sie inspirieren, den Weg zum radiologischen Leuchtturm zu beschreiten.

Denn letztlich geht es nicht nur um bessere Lehrmethoden oder höhere Evaluationen. Es geht um nichts weniger als die Zukunft unseres Fachs – eines Fachs, das es wert ist, in seiner ganzen Faszination und klinischen Bedeutung vermittelt zu werden.

"Ein Leuchtturm steht nicht für sich selbst – er weist den Weg in eine sichere Zukunft."

Machen wir uns gemeinsam auf diesen Weg.

Mit diesem Artikel endet unsere 8-teilige Serie zur Zukunft der radiologischen Lehre im Medizinstudium. Ich hoffe, sie hat Ihnen wertvolle Einblicke, Anregungen und konkrete Handlungsansätze vermittelt. Für Fragen, Anmerkungen oder den Austausch zu Ihren eigenen Erfahrungen stehe ich jederzeit zur Verfügung – sei es hier in den Kommentaren, per E-Mail oder auf Fachkongressen. Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft der radiologischen Lehre gestalten!

Über die Autorin: Prof. Dr. med. Bettina Baeßler ist Radiologin, Ärztliche Leiterin der Region Bayern Nord bei Quartz Healthcare Germany, Professorin und Gründerin der LernRad GmbH, einer Online-Lernplattform für die Radiologie. Durch ihre langjährige Tätigkeit in verschiedenen universitären und klinischen Einrichtungen kennt sie die Herausforderungen der radiologischen Lehre aus erster Hand.